Die aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung untersucht die Innovationsfähigkeit deutscher Unternehmen und gibt praktische Handlungsempfehlungen für Ihre Innovationsstrategie.
Produktivitätswachstum durch Innovationen
Der Druck auf den deutschen Mittelstand ist enorm: Zunehmender internationaler Wettbewerb, steigende Anforderungen der digitalen Revolution und ein geringes Produktivitätswachstum – wie können Sie diesen Herausforderungen begegnen? Eine Schlüsselrolle kommt der Innovationsfähigkeit Ihres Unternehmens zu, durch das Sie die eigene Produktivität steigern und langfristigen wirtschaftlichen Erfolg sicherstellen.
Im Rahmen einer Studie von Bertelsmann und dem IW-Zukunftspanel wurden 1.000 Unternehmen aus dem Industrie- und Dienstleistungsverbund zu innovationsrelevanten Merkmalen befragt. Anhand der gesammelten Daten fasste man die Unternehmen bezüglich Ihres Innovationserfolgs (y-Achse) und ihres Innovationsprofils (x-Achse) zusammen. Heraus kamen sieben Milieus zur Abbildung der unterschiedlichen Unternehmens-Typen:
Insgesamt zeigte sich deutlich, dass ein positiver Zusammenhang zwischen Innovationsstärke, Produktivität und wirtschaftlichem Erfolg besteht. Wer auf den Status-Quo setzt, hat verloren. Nur wer aktiv interne Innovation fördert und externe Kontakte zu Innovationspartnern aus Wirtschaft und Wissenschaft pflegt, kann den wirtschaftlichen Erfolg seines Unternehmens sicherstellen und gesellschaftliche Prozesse mitgestalten. Bevor wir uns den unterschiedlichen Innovations-Milieus widmen, gilt es zu verstehen, welche Faktoren die Innovationsfähigkeit Ihres Unternehmens beeinflussen.
Was beeinflusst Ihre Innovationsfähigkeit?
Die Studie identifiziert sechs Themenfelder, anhand derer sich die Innovationsaktivität Ihres Unternehmens erfassen lässt:
Innovationsorganisation: Meistens lässt sich hierbei zwischen zentralisierten und dezentralisierten Strukturen unterscheiden. Haben Sie eine eigene Abteilung für Forschung und Entwicklung (FuE), in der es klar definierte Zielsetzungen und Innovationsprojekte gibt? Oder ist Innovation Teil Ihres regulären Geschäftsbetriebs, bei dem sich alle Mitarbeiter einbringen können?
Innovationskompetenz: Welche eigenen Möglichkeiten haben Sie, um neue Technologien zu entwickeln? Zentral sind dabei das Know-How und die Zusammensetzung des eigenen Personals. Auch Schulungen und Mitarbeiter-Trainings sind Quelle für Innovation.
Innovationskultur: Was sind die Werte und Ziele Ihres Unternehmens? Eine partizipative Arbeitsgestaltung, bei der es auf Engagement, Teamarbeit und Kreativität ankommt, kann Ihr Innovationspotenzial steigern – und die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter gleich mit.
Interne Vernetzung: Wie ist Ihr interner Wissenstransfer organisiert? Ist er es überhaupt? Sollte er zumindest! Der bereichsübergreifende Austausch zwischen Mitarbeitern kann ungemein bereichernd sein. Auch wenn Sie eine eigene FuE-Abteilung haben, sollte diese mit Produktion, Vertrieb und Marketing vernetzt sein.
Externe Innovationsnetzwerke: Viele Unternehmen haben inzwischen erkannt, wie wichtig die Kommunikation mit den eigenen Kunden ist. Bereits bei der Kooperation mit anderen Unternehmen erweisen sich Misstrauen und Konkurrenz jedoch häufig als hinderlich. Doch vor allen Dingen die Kooperation mit Hochschulen, Universitäten und Forschungsinstituten könnte von vielen Unternehmen zur Steigerung der Innovationsfähigkeit noch ausgebaut werden.
Stellung im Wettbewerb: Wie steht es um Ihre Wettbewerbsumgebung? Ein umkämpfter Markt für Patent- und Schutzrechte kann Ihre Möglichkeiten beschränken. Andererseits kann er Anreiz für mehr Engagement in der Innovationsentwicklung sein und eigene Patente können ihre Wettbewerbsposition stärken.
Eine Schablone für die richtige Unternehmensstrategie gibt es nicht. Es gilt die eigenen Prozesse zu analysieren, sich ein Bild von dem Status Quo zu machen und zu entscheiden, wo man gemeinsam hin möchte. Allerdings haben sich Vertrauen und Investitionen in die Fähigkeiten der eigenen Mitarbeiter sowie der Aufbau externe Kooperationsnetzwerke in den allermeisten Fällen als förderlich erwiesen.
Zu welchem Innovations-Milieu gehören Sie?
Auf Basis dieser Kriterien unterscheidet die Studie der Bertelsmann Stiftung zwischen sieben Innovatoren-Milieus. Exemplarisch sollen die drei eingeführt werden, die sich durch den höchsten Erfolg im Bereich der Innovationen auszeichnen und die damit auch eine Inspiration für Ihre eigene Unternehmensstrategie sein können.
Die Technologieführer: Die Technologieführer befinden sich an der Spitze der deutschen Forschungslandschaft. Sie haben eine starke Technologie-, Wissenschafts-, Forschungs- und Entwicklungsorientierung, wodurch sie große Innovationserfolge erzielen. Häufig handelt es sich bei ihnen um größere Unternehmen mit gut ausgestatteten eigenen Entwicklungsabteilungen. Doch besonders bei externen Kooperationen mit der Wissenschaft sind sie anderen Milieus voraus. Zu Ihnen zählen 6% aller befragten Unternehmen.
Die disruptiven Innovatoren: Im Vergleich zu den Technologieführern ist der Innovationsprozess bei den disruptiven Innovatoren weniger zielgerichtet und organisiert. Dafür zeichnen Sie sich durch hohe Risikobereitschaft, Mut zu radikalen Innovationsprojekten und die generelle Offenheit für Neues aus. Das spiegelt sich auch in Ihrer Unternehmenskultur wider, in der flache Hierarchien herrschen und Mitarbeiter direkt eingebunden werden. Sie machen einen Anteil von 19% an den befragten Unternehmen aus.
Die kooperativen Innovatoren: Das Innovations-Profil der kooperativen Innovatoren begründet sich auf der herausragenden Bedeutung von interdisziplinärem Austausch und Team-Work. Sie haben einen weniger stark ausgeprägten eigenen Entwicklungsbereich, gleichen das aber durch eine starke interne Vernetzung und gut organisierte Prozesse aus. Mit 25% machen die kooperativen Innovatoren den größten Anteil an den befragten Unternehmen aus.
Diese Typen zeigen, dass es auf unterschiedliche Art und Weise möglich ist, ein Unternehmen mit hohem Innovationspotenzial zu schaffen. Auch als kleines- und mittelständisches Unternehmen können Sie durch die dynamische Einbindung Ihrer Mitarbeiter und die Kooperation mit externen Akteuren der Wirtschaft und Wissenschaft eine nachhaltige Innovationsstrategie aufstellen. Konkret empfiehlt die Studie erstens die Entwicklung eines Online-Checks anhand dessen Unternehmen sich einem der Innovations-Milieus zuordnen können. Es heißt weiter:
“Ein solcher Check sollte in einem zweiten Schritt zu einer interaktiven Plattform weiterentwickelt werden, auf der bspw. Kollaborationspartner gefunden oder gute Innovationsbeispiele von Unternehmen der jeweiligen Milieus abgerufen werden können.” (S.64)
Bei EDECY handelt es sich um eine solche Plattform, auf der Sie passende Partner für Forschungskooperationen finden können, um Wissen auszutauschen und die Innovationsfähigkeit Ihres Unternehmens zu steigern. Worauf warten Sie also noch?
Neben diesen allgemeinen Handlungsempfehlungen bietet der Forschungsbericht der Bertelsmann Stiftung auch spezifische Ratschläge für jedes Innovations-Milieu, wobei jeweils zwischen staatliche, regionalen und unternehmerischen Akteuren unterschieden wird. Auf der Internetseite der Bertelsmann Stiftung steht Ihnen der gesamte Bericht kostenlos zur Verfügung – eine ausführliche Lektüre lohnt sich!