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Innovationskooperationen zwischen Unternehmen und Hochschulen wurden bislang vor allem aus Unternehmensperspektive beleuchtet (siehe Bertelsmann 2019¹; EFI 2020²). Eine Betrachtung aus Sicht der Hochschulen findet sich dagegen beim Stifterverband (2014)³, wobei neben der Stärkung des Forschungsprofils und einem höheren Praxisbezug der Hochschulbildung besonders die Erschließung neuer Finanzierungsquellen hervorgehoben wird. Die Finanzierung von Forschungsaktivitäten ist laut einer Umfrage mit 93 % der am häufigsten genannte Grund für die Zusammenarbeit mit Unternehmen. Eine aktuelle Erhebung der rheform GmbH basierend auf Daten des Förderkatalogs der Bundesregierung ergänzt diese Ergebnisse. Demnach liegt das durchschnittliche staatliche Fördervolumen von Kooperationsprojekten, bei denen mindestens ein Partner nicht aus der Wissenschaft stammt, mit 1.89 Mio. € mehr als doppelt so hoch wie bei Einzelprojekten von Wissenschaftseinrichtungen (734.000 €).

Vor diesem Hintergrund gewinnt die Frage nach den Voraussetzungen für erfolgreiche Kooperationen neue Relevanz. Im Rahmen ihrer kürzlich erschienenen Dissertation⁴ hat Dr. Cindy Konen an der Europa-Universität Flensburg zur Innovationsfähigkeit als Voraussetzung erfolgreicher Innovationskooperationen mit Unternehmen geforscht und betont im Gespräch mit EDECY die Unterscheidung zwischen zwei Ebenen der Innovationsfähigkeit von Hochschulen:

„Wenn wir von Innovationsfähigkeit sprechen, müssen wir immer zwischen der institutionellen Ebene der Hochschule und der Ebene des einzelnen Innovateurs in der Hochschule unterscheiden. Nur wenn innovationsunterstützende Rahmenbedingungen implementiert wurden und diese auf eine Professorin oder einen Professor treffen, die/der innovationsfähig und -bereit ist, können wir von einer vollumfänglich innovationsfähigen Hochschule sprechen. Ist nur eine von beiden Komponenten gegeben, werden Innovationspotenziale i. d. R nicht vollständig ausgeschöpft.“

In einer Fallstudie untersuchte Konen acht Universitäten und Fachhochschulen in Bezug auf ihre institutionelle und personelle Fähigkeit sowie Bereitschaft zur Innovationskooperation mit Unternehmen. Anhand der Auswertung interner Strategiedokumente, statistischer Daten und Experteninterviews fand sie heraus, dass sich die Innovations- und Kooperationsfähigkeit einer Hochschule vor allem aus dem Zusammenwirken von Personen und Rahmenbedingungen ergibt. So wird dem Thema Innovationskooperation in den Strategiedokumenten vieler Hochschulen formal eine wichtige Rolle zugewiesen, jedoch gelingt die Überführung in geeignete innovationskooperationsunterstützende Rahmenbedingungen (wie Handlungsfreiräume, Ressourcen oder individualisierbare Anreizsysteme) nicht immer. Zu diesen hochschulinternen Barrieren kommen organisationsübergreifende Barrieren, da sich Hochschulen und Unternehmen häufig schlichtweg nicht finden. Eine Reihe von Professor*innen beklagt in diesem Zusammenhang fehlende Anfragen kooperationsbereiter Unternehmen und/oder verweist auf fehlende Ressourcen zur eigenen Partnersuche. Diesen Punkten lässt sich kurz- und mittelfristig über eine Verbesserung des Internetauftritts und externe Transferunterstützung begegnen.

 


1 Bertelsmann Stiftung (2019): Innovative Milieus.; 2 Expertenkommission Forschung und Innovation (2020): Gutachten 2020.; 3 Stifterverband (Hrsg.) (2014): Wie Hochschulen mit Unternehmen
kooperieren: Lage und Entwicklung der Hochschulen aus Sicht ihrer Leitungen.; 4 Konen, Cindy (2020): Innovative Hochschule oder Innovateur in der Hochschule?

 

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