Der erste Teil unserer Kooperationsroadmap hat gezeigt, dass Unternehmen sich zu Beginn einer jeden Kooperation intensiv mit der eigenen Erwartungshaltung und Zielformulierung auseinanderzusetzen sollten. Anschließend können die konkreten Anforderungen definiert werden, die Sie an Ihren potenziellen Partner stellen. Für diese klar formulierten Ansprüche müssen nun über geeignete Kanäle Partner gefunden werden, sie sie bestmöglich erfüllen.

Wie und über welche Kanäle finde ich den idealen Forschungspartner?

Bei der Beantwortung dieser Frage geht es selbstverständlich nicht nur um das Resultat – den idealen Partner – sondern ebenso um den effizienten und ressourcensparenden Weg dorthin. Aus beiden Gründen fällt eine aufwändige Internetrecherche weg, da sie viel Zeit kostet und gegenüber einigen Aspekten, die sich nicht aus dem Internetauftritt einer Forschungseinrichtung ergeben, unsensibel ist. Aber wie geht es richtig? Auf zwei Punkte soll mit diesem Leitfaden hingewiesen werden:

Persönliche Netzwerke

Im Idealfall verfügen Sie oder Ihre Mitarbeiter bereits über eine Reihe von Kontakten zu relevanten Akteuren Ihres entsprechenden Fachbereichs. Schon vor dem Akutwerden von konkreten Kooperationsideen empfiehlt es sich, diese Kontakte als langfristige Partnerschaften zu pflegen. Sind beide Parteien in ähnlichen Branchen tätig, kommt es früher oder zu später zu inhaltlichen Überschneidungen und es ergeben sich Kooperationsmöglichkeiten, bei denen die Anbahnung und Kommunikation deutlich einfacher ist. Besonders die Komponente des persönlichen Kontakts und der Zwischenmenschlichkeit kann hierbei nicht genug hervorgehoben werden.

Was aber, wenn noch kein Partnernetzwerk besteht? In diesem Fall bieten sich Messen, Konferenzen und Netzwerkveranstaltungen an, die einen Schwerpunkt auf die Kollaboration zwischen Wirtschaft und Wissenschaft legen. Ein gutes Beispiel ist das Praxisforum Digitalisierung, das kleine und mittelständische Unternehmen mit praxisnahen Forschungseinrichtungen vernetzt. Da diese Veranstaltungen aber höchstens einmal im Jahr stattfinden, eine begrenzte Reichweite haben und aktuell sogar ganz wegfallen, ist es sinnvoll, sich bei der Suche nach geeigneten Kooperationspartnern Unterstützung zu holen.

Unterstützung bei der Partnersuche

Die Unterstützung bei der Suche von Forschungspartnern gewinnt nicht nur in Zeiten von Corona, sondern besonders vor dem Hintergrund der Komplexität moderner Entwicklungsthemen an Bedeutung. So sind heutige Forschungsthemen nicht zuletzt aufgrund der marktwirtschaftlichen Anreize zur fortschreitenden Spezialisierung auf einen schmalen Technologiebereich vielfältig und hochspezifisch. Dies führt dazu, dass auch in bestehenden regionalen Netzwerken für spezielle Forschungsvorhaben nicht immer ein geeigneter Partner vorhanden ist. Ebenso kann die Erschließung eines neuen Marktsektors oder Produktionsfelds eine Erweiterung der Forschungskontakte nötig machen. In solchen Szenarien stellen überregionale Netzwerke und Innovationsberater eine wertvolle Unterstützung dar und können viele Ressourcen einsparen. Diese Form der Vernetzung darf allerdings nicht auf Kosten der zwischenmenschlichen Komponente und persönlicher Kontakte gehen. Der Kooperationsmanager von EDECY, Ole Bösche, fasst die Herausforderungen bei der Anbahnung von Forschungskooperationen folgendermaßen zusammen:

„Bei der Kooperationsanbahnung gibt es zwei Dimensionen: eine fachliche und eine menschliche. Auf der fachlichen Seite steht bei unseren Kunden die Frage, wie mit minimalem Aufwand eine maximale Präzision des Partner-Matchings erzielt werden kann. Auf der menschlichen Seite geht es darum, das nötige Vertrauen zu schaffen und herauszufinden, ob zwei Partner persönlich zusammenpassen. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass sich der erste Schritt automatisieren lässt, während es im zweiten immer noch auf Gespür und Intuition ankommt.“

Ein großer Teil dieses Anbahnungsprozesses kann somit automatisiert und mittels künstlicher Intelligenz verschlankt werden. Auch die anschließende Überprüfung auf die tatsächliche Kooperationsbereitschaft und die notwendigen organisatorischen Kapazitäten kann von EDECY übernommen werden. Dabei bleiben wir mit Ihnen über kontinuierliche Feedback-Schleifen in Kontakt und begrenzen Ihren Aufwand auf die Evaluierung vorqualifizierter Partner. Nach ihrer ausdrücklichen Zustimmung findet im finalen Schritt ein moderierter Kennlerntermin statt, in dem Ihr persönliches Urteil zur zwischenmenschlichen Vertrauensbasis gefragt ist.

Ob Sie diesen Anbahnungsprozess nun eigenständig oder mit Unterstützung durchführen, folgende Fragen sollten bei der gemeinsamen Kooperationsauslotung und Zielvereinbarung stets präsent bleiben:

  • Kann ich mit dem Partner meine fachlichen und technischen Ziele erreichen?
  • Sprechen wir die gleiche Sprache (Theorie & Praxis)?
  • Wer ist in fachlicher und administrativer Hinsicht mein fester Ansprechpartner?
  • Ist eine ausreichende Vertrauensbasis vorhanden?
  • Steht das Kooperationsziel weiterhin im Einklang mit meiner Unternehmensstrategie?

Von Anfang an sollten beide Seiten deutlich machen, mit welchen Erwartungen sie in das Kooperationsprojekt gehen und sich nicht hinter oberflächlichen Aussagen verstecken. So auch Dr. Frank Oppenheimer, Bereichsleiter des OFFIS, der seit vielen Jahren Forschungskooperationen mit Unternehmen durchführt:

„Am besten funktionieren Forschungskooperationen, wenn die Unternehmen von vornherein sehr deutlich benennen und artikulieren, worin genau ihr Ziel besteht. Wenn man eine Vision von dem hat, was man erreichen möchte, kann man auch viel konkreter beschreiben, wo es gerade hakt und wo Unterstützung gebraucht wird.“

Haben sich beide Parteien vor diesem Hintergrund auf eine gemeinsame Zielsetzung geeinigt, ist es sinnvoll vor dem Vertragsschluss bereits Absprachen zu Verantwortlichkeiten und Rollenverteilungen während der Kooperation zu treffen. Erfahren Sie im dritten Teil der Kooperationsroadmap, welche Aspekte Ihrer Zusammenarbeit Sie anschließend unbedingt vertraglich festhalten sollten, um während und nach der Kooperation einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen.